Die Atlastherapie nach Arlen
Die ärztlich durchgeführte Atlastherapie ist NICHT mit der Atlaskorrektur Behandlung (Atlasreflex.com) zu vergleichen. Wir Ärzte distanzieren uns streng von den Therapeuten, die auf dem entsprechenden Internetportal zu finden sind.
Die Atlastherapie ist eine Impulsbehandlung im Bereich des 1. Halswirbelquerfortsatzes zum Zwecke der Beeinflussung der tiefen Rezeptorenfelder im Nackenbereich. Zuvor möchten wir ihnen einige einfache anatomische Grundkenntnisse vermitteln. Die Halswirbelsäule als Tragpfeiler des Kopfes und Verbindungsglied zwischen Kopf und Rumpf ist der beweglichste, aber auch der empfindlichste Teil der Wirbelsäule. Die auf engem Raum angeordnete unmittelbare Nachbarschaft von lebenswichtigen Blutgefäßen und Nervenbahnen, von Muskeln, Bändern, Wirbelkörpern und Wirbelgelenken einerseits sowie die außerordentlich dichte Verknüpfung der Nervenzellen des oberen Rückenmarkes mit dem Gehirn andererseits, machen die Halswirbelsäule besonders anfällig für Funktionsstörungen uns Fehlbelastung unterschiedlicher Ursache.
Im Kindesalter sehen wir das Gebiet der oberen Halswirbelsäule als eine mögliche Ursache für die Entstehung von sensomotorischen Entwicklungsdefiziten an. Kommt es während oder nach der Geburt zu einer Einschränkung der Beweglichkeit der kleinen Wirbelgelenke zwischen dem Kopf und dem 1. bzw. dem 1. und 2. Halswirbel, so kann nachfolgend das bereits bekannte Tonus-Asymmetrie-Syndrom (KISS, Lageasymmetrie-Syndrom) des Kindes entstehen. Die Problematik an dieser funktionellen Beeinträchtigung dieser obersten Halswirbelsäulengelenke besteht darin, dass diese Region wiederum Ursprung und Ansatzpunkte der tiefen Nackenrezeptorenfelder sind, über die ein wesentlicher Teil der Reflexabläufe unserer automatischen Aufrichtung, Bewegungs- und Koordinationskontrolle im Raum abläuft. Gibt es Störungen in diesen kleinen Wirbelgelenken, so werden nachfolgend die Informationsquellen der Sensorenfelder in den tiefen Nackenmuskeln entscheidend beeinträchtigt. Infolge dessen kommt es zu einer Beeinträchtigung der Aufnahme von Information aus der Umwelt und eine Beeinträchtigung der Verarbeitung dieser sensorischen Informationen für die Kopf- und Körperkontrolle sowie für die Wahrnehmung im Raum. Wie oben bereits erwähnt, kann diese Störung im frühen Kindesalter zur Beeinträchtigung der Erlernung motorischer Komplexabläufe führen. D. h., das Kind kann bestimmte motorische Muster nicht erlernen, weil diese Nackenrezeptorenfelder nicht richtig funktionieren.
Grundlage der Atlastherapie nach Arlen ist, dass man diese Sensorenfelder nicht mit schnellen oder langsamen manuellen Techniken behandelt, sondern lediglich mit einem Impuls. Diesen Impuls setzt man auf den 1. Halswirbelquerfortsatz, der das Verbindungsglied zu den Nackenrezeptorenfeldern darstellt. Dieser kurze schnelle Impuls ist in der Lage, die Rezeptorenfelder, die im Prinzip große elektrische Ladungsfelder darstellen, so zu beeinflussen, dass ein höherer Ordnungsgrad hergestellt werden kann. Es handelt sich somit quasi durch den Impuls um einen Computerneustart. Wird dieser schnelle Impuls auf die Nackenrezeptoren gesetzt, so werden diese in eine Lage versetzt, sich auf einer energetisch günstigeren Stufe zu organisieren, das bedeutet, sich zu synchronisieren. Diese Synchronisation beinhaltet eine Verbesserung der Qualität im System und führt zu einer entsprechenden Tonusveränderung der Muskulatur bzw. zu einem Ausgleich von evtl. muskulären Dysbalancen im Bereich der unbewussten Rückenmuskulatur und in der sofortigen Verbesserung der Wahrnehmungsqualitäten über diese Sensorenfelder.
Somit ist die Domäne der Atlastherapie nach Arlen die Behandlung sensomotorischer Defizite im Kindesalter. Ebenso können damit Kopfschmerzphänomene und Konzentrations- und Aufmerksamkeitsdefizitstörungen behandelt werden.
Wie führt man eine Atlastherapie durch?
Die Atlastherapie nach Arlen darf nur von zertifizierten Ärzten durchgeführt werden. Diese sind in der Ärztegesellschaft für manuelle Kinderbehandlung und Atlastherapie ÄMKA e.V. organisiert. Nach Absolvierung eines entsprechenden Kursprogramms und Zertifizierung dürfen diese Ärzte nach vorheriger Röntgenstellungsdiagnostik des 1. und 2. Halswirbels eine Impulsbehandlung bei Ihrem Kind durchführen. Die Impulsbehandlung selber sieht für die Eltern meist recht unspektakulär aus. Sie beinhaltet eine kurze Impulsfolge von ca. 3-5 Impulsen am sitzenden Kind. Grundsätzlich ist die Atlastherapie nicht schmerzhaft. Eine nachfolgende manualtherapeutische Nachbehandlung der Wirbelsäule und des Beckens ist zumeist erforderlich.
Ich führe die Atlastherapie zumeist in einer Therapiefolge von 4-5 Behandlungen mit einem Abstand von 4-6 Wochen durch. Die Atlastherapie ist keine Kassenleistung und wird mit einem GOÄ-Satz von 48 € vergütet.
Die Atlastherapie kann sowohl von der linken als auch von der rechten Seite in unterschiedlichen Richtungspositionen durchgeführt werden. Um die optimale Richtung für den Impuls errechnen zu können, ist die oben erwähnte Röntgenstellungsdiagnostik mittels eines Röntgenbildes erforderlich.
Kontraindikationen
Kontraindikationen bei der Atlastherapie stellen lediglich frische Verletzungen der Knochen- und bindegewebigen Anteile der Wirbelsäule sowie akute ausgedehnte Infektionen in diesem Gebiet dar.
Nebenwirkungen
Nebenwirkungen in der Atlastherapie können nur auftreten, wenn der Impuls von einer falschen Richtung gesetzt wurde. Hier kann es sein, dass Kinder über einen Zeitraum von 24 Stunden über Schwindel bzw. leichte Übelkeit klagen. Aus diesem Grunde sind die sorgfältige Überprüfung des Impulses und die Erfahrung des Atlastherapeuten erforderlich, um die Therapieversager zu minimieren.
Weitere Informationen zur Atlastherapie sowie zur Ärztegesellschaft für manuelle Kinderbehandlung und Atlastherapie e. V. entnehmen Sie der entsprechenden Website www.aegamk.de.